Projektbeschreibung
Mit GEPHRI (Gebrauchsbasierte Phraseologie des Italienischen), einem Projekt des Instituts für Romanistik IV der Universität Düsseldorf unter der Leitung von Prof. Dr. Elmar Schafroth, wurde eine bisher noch nie erfolgte systematische Anwendung konstruktionsgrammatischer Grundannahmen auf die Phraseologie des Italienischen in Form einer holistischen und korpusbasierten Beschreibung der gängigsten Phraseme des Italienischen vorgenommen. Das Projekt wird seit 2018 durch die deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Unter „gängigen“ idiomatischen Wendungen werden diejenigen Phraseme verstanden, die auf der Basis von Frequenzuntersuchungen die häufigsten sind, und nach Ausweis muttersprachlicher Überprüfung – in Anlehnung an Hallsteinsdóttir/Šajánková/Quasthoff (2006) – zudem als „bekannt“ und „im aktiven Sprachgebrauch verankert“ gelten können. Diese Untersuchungen fanden im Vorfeld des Projekts statt.
Theoretische Basis der exhaustiven Beschreibung italienischer Phraseme ist einerseits die Frame-Semantik, andererseits die gebrauchsbasierte Konstruktionsgrammatik (vgl. Schafroth 2015, Imperiale/Schafroth 2016, 2019, Schafroth/Imperiale 2019). Im Rahmen der Frame-Semantik wird zum einen durch Fillmores semantics of understanding (Fillmore 1975, 1976) die Idee des verstehensrelevanten Wissens ins Spiel gebracht, wiederaufgegriffen und diskurslinguistisch verarbeitet durch Busse (1988, 1991, 2012) bzw. framesemantisch durch Ziem (2008). Zum anderen ist jedes Phrasem Bestandteil eines Frames, der in den GEPHRI-Artikeln durch die Kategorie Semantisches Feld identifiziert wird. Zu jedem Phrasem werden zudem weitere Frame-Bestandteile angegeben, sowohl phraseologischer (Thesaurus Phraseme) als auch lexematischer Natur (Thesaurus Lexeme). Die Beschreibung der inhaltlichen Spezifika der Phraseme (z.B. Valenzen, illokutive und diskursive Funktionen) sowie der formalen Besonderheiten morphologischer oder syntaktischer Natur (z.B. mögliche Anschlüsse an Phraseme durch eine Präposition, einen Infinitiv oder einen indirekten Fragesatz) wird auf der Grundlage der ganzheitlichen Beschreibung der Konstruktionsgrammatik (Croft 2001, Fried/Östman 2004) durchgeführt. Ergebnis ist ein Annotationsapparat aller „Frame-Elemente“ (vgl. Fillmore 2004) in Form eines unterschiedlich ausführlich darstellbaren Wörterbucheintrags, der PhraseoFrame genannt wird. Alle PhraseoFrames werden online frei zugänglich zur Verfügung gestellt.
Die Beschreibung der formalen und inhaltlichen Charakteristika eines Phrasems erfolgt auf der Basis italienischer Sprachkorpora wie PAISÀ, La Repubblica, CORIS, WEBBIT und itTenTen 16 sowie nach den gängigen zweisprachigen und einsprachigen Wörterbüchern (auch phraseologischen Spezialwörterbüchern) des Italienischen. Wann immer dies möglich ist, wird die Beschreibung durch illustrierendes Videomaterial ergänzt.
Da GEPHRI wissenschaftliche und didaktische Ziele verfolgt, wird dem L2/LS-Aspekt (Italienisch als Zwei- oder Fremdsprache) ausgiebig Rechnung getragen: durch die Berücksichtigung von Lerngrammatiken und Lernwörterbüchern und den Einbezug von Sprachberatungsforen (z.B. der Accademia della Crusca) und insbesondere durch die Formulierung von Gebrauchshinweisen.
Da auch eine kontrastive Perspektive für Deutschsprachige bedient werden soll, sind in den PhraseoFrames zu den meisten Bereichen lexikographische und korpusbasierte (eigene) Bedeutungsparaphrasen enthalten.
ÜBER
Ziele und Zielgruppen
GEPHRI will allen Benutzerinnen und Benutzern das Maximum an Wissen darüber bieten, wie Phraseme nicht nur zu verstehen, sondern auch aktiv zu verwenden sind. Ziel des Projekts GEPHRI (Gebrauchsbasierte Phraseologie des Italienischen) ist die ganzheitliche Beschreibung gängiger idiomatischer Wendungen des Italienischen unter Anwendung konstruktionsgrammatischer Prinzipien. Ebenso trägt GEPHRI dazu bei, eine verstehensrelevante Darstellung der (auch pragmatischen und diskursiven) Funktionen eines Phrasems umzusetzen.
Zielgruppen von GEPHRI sind
- alle Lernenden von Italienisch im fortgeschrittenen Stadium
- Studierende mit Muttersprache Deutsch, die Bachelor, Master oder Lehramt Italienisch studieren
- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Italianistik, insbesondere Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler
- Italienischsprachige, die an den deutschen Übersetzungsmöglichkeiten von italienischen Phrasemen interessiert sind
- Italienisch-Lehrkräfte an Gymnasien
- Übersetzerinnen und Übersetzer
- Dolmetscherinnen und Dolmetscher
- Verlage, die sich mit italienischer Lexikographie beschäftigen
- Interessierte Laien mit guten Italienischkenntnissen